Ist die Wirklichkeit nur ein Traum? Und der Traum die Wirklichkeit?

 Was mich immer wieder erstaunt und begeistert ist die Vielschichtigkeit des kindlichen Denkens. Immer wieder höre ich die erstaunlichsten Fragen in meinen Sitzungen. Fragen die sie selten in der häuslichen Umgebung oder in der Schule stellen.

 

Es macht Freude dies dann mit den Kindern zu erörtern und ihnen dabei aufzuzeigen über welche Fähigkeiten des Denkens sie verfügen.

Natürlich versuche ich auch immer ihnen die Antworten zu geben, was nicht immer leicht, aber machbar ist. Wir lernen dann auch beide!

 

Ist die Wirklichkeit nur ein Traum? Und der Traum die Wirklichkeit?

Die Frage, ob die Wirklichkeit, die wir erleben, ein Traum ist oder unsere Träume die Wirklichkeit sind, gehört zu den faszinierendsten und tiefgründigsten philosophischen Fragestellungen. Sie berührt sowohl die Philosophie des Geistes als auch metaphysische Überlegungen.

 

In der Philosophie gibt es verschiedene Ansätze, um diese Frage zu betrachten:

 

1. Idealismus:

Philosophen wie George Berkeley haben argumentiert, dass die gesamte Wirklichkeit geistiger Natur ist und dass unsere Wahrnehmung der Welt eine Form von Ideen oder Träumen darstellt.

 

2. Realismus:

Im Gegensatz dazu behaupten Realisten, dass eine objektive Realität unabhängig von unseren Wahrnehmungen oder Träumen existiert. Unsere Träume sind demnach subjektive Erlebnisse, die von der objektiven Realität getrennt sind.

 

3. Phänomenologie:

Philosophen wie Edmund Husserl oder Martin Heidegger betonen die direkte Erfahrung der Wirklichkeit. In diesem Sinne könnten sowohl Träume als auch das tägliche Leben unterschiedliche Weisen sein, wie wir die Welt erleben und interpretieren.

 

4. Simulationstheorie:

Ein moderner Ansatz, der durch technologische Entwicklungen an Popularität gewonnen hat, ist die Idee, dass unsere erlebte Realität eine Art Simulation sein könnte – ähnlich einem sehr fortgeschrittenen Traum oder virtuellen Realität.

 

5. Subjektive Erfahrung:

Schließlich gibt es die Auffassung, dass die Frage nicht objektiv beantwortbar ist. Unsere Wahrnehmung der Realität und unsere Träume sind so tief in unserer subjektiven Erfahrung verwurzelt, dass es unmöglich ist, eine definitive Grenze zwischen "Traum" und "Wirklichkeit" zu ziehen.

 

Diese Überlegungen zeigen, wie komplex und vielschichtig die Frage ist. Sie lädt dazu ein, über die Natur unserer Wahrnehmung, unser Bewusstsein und die Realität selbst nachzudenken. Jede Perspektive bietet unterschiedliche Einsichten und wirft neue Fragen auf, die es wert sind, erforscht zu werden.

Dies wird in unseren Sitzungen dann natürlich kindgerecht aufgearbeitet.

 

Hier die Begriffserklärungen für die Kinder und Jugendlichen: 

 

Was ist „Idealismus?“

Stell dir vor, du malst ein Bild. Auf deinem Bild kannst du alles malen, was du dir vorstellst – vielleicht ein buntes Haus, einen lila Himmel oder sogar ein fliegendes Einhorn. Das Bild kommt aus deiner Fantasie, nicht wahr? Nun, Idealismus in der Philosophie ist ein bisschen wie das Malen dieses Bildes, aber in einer besonderen Art und Weise.

Der Idealismus sagt, dass das, was in unserem Kopf passiert – unsere Gedanken, Träume und Vorstellungen – ganz besonders wichtig ist, um die Welt zu verstehen. Stell dir vor, die ganze Welt wäre wie ein riesiges Bild, das in unseren Köpfen gemalt wird. Alles, was wir sehen und erleben, ist wie ein Teil dieses Bildes.

Die Idealisten glauben, dass Dinge wie Farben, Gerüche oder Geräusche eigentlich in unseren Gedanken entstehen. Wenn du also einen Apfel siehst, ist es nicht nur der Apfel, der wichtig ist, sondern auch, wie du über den Apfel denkst und was er für dich bedeutet.

Das ist so, als würdest du entscheiden, wie dein Bild aussehen soll. Deine Gedanken und Ideen formen, wie du die Welt um dich herum siehst. Idealismus ist also die Idee, dass unsere Gedanken und Vorstellungen eine große Rolle dabei spielen, wie wir die Welt verstehen und erleben.

 

Was ist: „Realismus?“

Stell dir vor, du hast einen großen Kasten mit Spielzeug in deinem Zimmer. Wenn du das Zimmer verlässt, ist der Spielzeugkasten immer noch da, auch wenn du ihn nicht siehst, richtig? Das ist so ähnlich wie der Realismus in der Philosophie.

 

Der Realismus ist eine Art zu denken, die sagt: „Die Welt um uns herum ist wirklich da, auch wenn wir gerade nicht hinschauen.“ Das bedeutet, Bäume, Häuser, Autos und alles andere existieren wirklich, auch wenn niemand da ist, um sie zu sehen oder darüber nachzudenken.

 

Die Realisten glauben, dass wir durch Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen mehr über die Welt erfahren können. Wenn du zum Beispiel einen Apfel siehst und isst, lernst du etwas über den Apfel – wie er aussieht, wie er schmeckt und wie er sich anfühlt. Und wenn du darüber nachdenkst, kannst du noch mehr verstehen, zum Beispiel warum der Apfel süß ist oder warum er rot ist.

 

Also, genau wie der Spielzeugkasten in deinem Zimmer, ist die Welt immer da und wir können sie mit unseren Sinnen und unserem Denken entdecken und verstehen. Das ist die Idee des Realismus!

 

Was ist: „Phänomenologie?“

Stell dir vor, du gehst durch einen Wald und siehst all die Bäume, hörst die Vögel singen und spürst die frische Luft. Phänomenologie ist ein bisschen wie das genaue Beobachten und Fühlen dieser Dinge im Wald. Es ist eine Art zu denken, die uns sagt, dass wir die Welt um uns herum am besten verstehen, wenn wir genau darauf achten, was wir gerade erleben.

Phänomenologie sagt uns, dass es wichtig ist, auf unsere direkten Erfahrungen zu achten – also auf das, was wir sehen, hören, fühlen und denken in dem Moment, in dem es passiert. Anstatt zu überlegen, warum der Vogel singt oder warum die Bäume grün sind, denken wir in der Phänomenologie mehr darüber nach, wie der Gesang der Vögel klingt oder wie das Grün der Bäume aussieht.

Es ist so, als ob wir ein großes Abenteuer erleben, bei dem wir alles um uns herum genau erforschen. Wir fragen uns nicht nur, was die Dinge sind, sondern wie sie uns erscheinen und was sie für uns bedeuten. Die Phänomenologie hilft uns, die Welt so zu sehen, wie sie uns direkt erscheint, ohne sie gleich zu erklären oder zu analysieren.

Also, wenn du das nächste Mal draußen bist, versuche, alles ganz genau zu beobachten und zu fühlen. Das ist ein bisschen so, wie Phänomenologie funktioniert!

 

Was ist die: „Simulationstheorie?“

Stell dir vor, du spielst ein Videospiel, in dem du durch eine virtuelle Welt läufst, Dinge entdeckst und Abenteuer erlebst. Alles in diesem Spiel sieht echt aus, aber du weißt, dass es eigentlich von einem Computer gemacht wurde. Die Simulationstheorie ist eine spannende Idee, die ein bisschen so ist wie dieses Videospiel.

Die Simulationstheorie sagt, dass die ganze Welt, in der wir

leben, vielleicht auch so eine Art Spiel oder Simulation sein könnte, die von

einem sehr fortgeschrittenen Computer oder einer anderen Art von Technologie

erschaffen wurde. Das bedeutet, alles, was wir sehen, fühlen und erleben,

könnte eigentlich Teil einer großen, komplizierten Simulation sein, so wie die

virtuelle Welt in deinem Videospiel.

Das klingt natürlich ziemlich verrückt und wie eine Geschichte

aus einem Science-Fiction-Film, nicht wahr? Aber manche Leute denken wirklich

darüber nach und fragen sich, ob es möglich sein könnte. Sie glauben, dass

vielleicht in der Zukunft oder in einer anderen Welt jemand so kluge Computer

bauen könnte, dass sie eine ganze Welt simulieren können, die für die Wesen in

dieser Simulation ganz echt aussieht.

Es ist wichtig zu wissen, dass dies nur eine Theorie ist und

viele Wissenschaftler und Philosophen andere Ideen haben. Aber es ist trotzdem

spannend, darüber nachzudenken, wie die Welt sein könnte, und die

Simulationstheorie ist eine interessante Möglichkeit, unsere Vorstellungskraft 

zu benutzen und über unsere Welt nachzudenken. 

 

Was bedeutet: „ Subjektive Erfahrung?“

Stell dir vor, du und dein Freund essen beide ein Stück Schokolade. Du findest, dass es total lecker und süß schmeckt, aber dein Freund findet es ein bisschen bitter. Das ist ein Beispiel für subjektive Erfahrung.

 

"Subjektiv" bedeutet, dass etwas von deinen eigenen Gefühlen, Gedanken oder Meinungen abhängt. Es ist, wie du persönlich etwas erlebst oder fühlst. Deine Erfahrung ist also "subjektiv", weil sie nur dir gehört und für jeden anderen anders sein kann.

 

Subjektive Erfahrung ist, wie jeder von uns die Welt auf seine eigene Art sieht und versteht. Wenn du zum Beispiel eine Farbe siehst, könnte die Farbe für dich ein bisschen anders aussehen als für jemand anderen. Oder wenn du Musik hörst, könnte das Lied für dich fröhlich klingen, aber für jemand anderen vielleicht traurig.

 

Das Tolle an subjektiver Erfahrung ist, dass jeder Mensch seine eigene, einzigartige Sichtweise auf die Welt hat. Es zeigt uns, wie besonders jeder von uns ist und wie unterschiedlich wir alle Dinge erleben und fühlen können. Jeder hat seine eigene Geschichte und seine eigene Art, die Welt zu sehen, und das macht das Leben spannend und vielfältig!

 

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